Porträt & Videobeitrag (2018)
Die Grundsätze des Stapferhauses in Lenzburg bei der Erarbeitung seiner Ausstellungen und das neue, inklusive Betriebskonzept im Porträt. Die Vorfreude der Bevölkerung im Videobeitrag zur Aufrichte des Neubaus.
Das Stapferhaus stellt mit «Geschlecht», «Fake» oder «Geld» kontroverse Themen zur Debatte, die alle Menschen betreffen und eine grosse Bandbreite an Meinungen und Haltungen zum Ausdruck bringen. In den möglichst barrierefrei gestalteten Erlebnisräumen setzt es inklusive Massnahmen um und wird dabei beraten von Expert*innen mit Behinderungen. Dank entsprechenden Kompetenzen im Team bietet es auch Vermittlungsangebote in Gebärdensprache (DSGS) an.
Das Stapferhaus in Lenzburg lädt seit 1960 als Ort der Begegnung zum gesellschaftlichen Dialog ein. Seit 2018 befindet sich das «offene Labor für Lebenskunst» in einem barrierefrei zugänglichen Neubau beim Bahnhof Lenzburg. 2020 wurde es mit dem Europäischen Museumspreis ausgezeichnet. In seinen Ausstellungen vermittelt es komplexe Themen verständlich und führt Zusammenhänge vor Augen, ohne vorgefertigte Antworten zu liefern. Dabei spricht es ein breites Publikum auf Augenhöhe an und lädt es ein, selbst Position zu beziehen. In Workshops und Veranstaltungen kann sich das Publikum thematisch vertiefen.
Das Stapferhaus konzipiert seine Ausstellungen zu Themen der Gegenwart mit breitgefächerten Recherchen und Analysen, bei denen auch Menschen mit Behinderungen ihre Perspektiven einbringen oder als Protagonisten mitwirken können. Ein «Soundingboard» aus Vertreter*innen unterschiedlicher Behinderungsformen berät das Team sowohl bei inhaltlichen Fragen wie auch bei Fragen zur Zugänglichkeit und Vermittlung. Dank entsprechenden Kompetenzen im Vermittlungsteam können die Vermittlungsangebote auch in Gebärdensprache (DSGS) gebucht werden. Bei Veranstaltungen, die ausserhalb des Stapferhauses und mit Kooperationspartnern stattfinden, wird auf einen inklusiven und barrierefreien Rahmen mit Zugangshilfen geachtet.
Mit Hilfe von intern entwickelten Checklisten wird bei der Infrastruktur der Ausstellungen sowie der Programmierung von Multimedia-Stationen der barrierefreie Zugang bereits in der Konzeptionsphase berücksichtigt. Die Ausstellung spricht wenn möglich mehrere Sinne an: Inhalte in Bild und Ton werden untertitelt oder stehen als Text zur Verfügung. Für die Orientierung im Raum bietet das Stapferhaus Informationshilfen und Übersichtspläne an. Zentrale Informationen werden in einfacher Sprache kommuniziert. In der Ausstellung befindet sich Personal, das bei Bedarf unterstützen kann.
Das Team analysiert die bauliche Zugänglichkeit von neuen Ausstellungen im Vorfeld zusammen mit Expert*innen in eigener Sache und setzt Änderungsvorschläge so gut wie möglich um. Im Veranstaltungsraum steht eine Induktionsschleife zur Verfügung, die Menschen mit Hörhilfen nutzen können. Gute Beleuchtung und Kantenmarkierungen verbessern die Sicherheit im Treppenbereich. Das Personal ist über temporäre Einschränkungen, die den Zugang erschweren können, informiert und macht die Besuchenden darauf aufmerksam.
Für das «Soundingboard» engagiert das Stapferhaus kulturaffine Menschen mit Behinderungen, die in den verschiedenen Projektphasen miteinbezogen und dafür entschädigt werden. Es bemüht sich um ein Arbeitsumfeld, in dem Menschen mit Behinderungen ebenfalls tätig sein können. Mitarbeitende werden durch Weiterbildungs- und Sensibilisierungsangebote geschult, die, wenn möglich, von Fachpersonen mit Behinderungen durchgeführt werden. Bei der Produkterecherche für den Shop und die Gastronomie werden die umliegenden Behindertenwerkstätten berücksichtigt. Nach Möglichkeit wird mit ihnen zusammengearbeitet.
«Mit unseren Ausstellungen
möchten wir ein möglichst breites Publikum ansprechen und mit diesem in Dialog
treten. Die Besucherinnen und Besucher sollen sich in unseren Ausstellungen als Teil der
Gesellschaft erfahren, die sie mit ihren Einstellungen und Handlungen
mitprägen. Das gilt für Menschen mit Behinderungen gleichermassen wie für
Menschen ohne Behinderungen. Bei der alltäglichen Arbeit unterstützt die Charta
dabei, das grosse Ganze nicht aus den Augen zu verlieren und ist eine stabile
Basis für die Umsetzung von inklusiven Massnahmen auf allen Ebenen.»
Celia Bachmann, Leitung Vermittlung, Stapferhaus
Lenzburg